BIKAS

«Wir bringen frischen Wind ins kaufmännische Berufsfeld»

Neuer Namen, neue Strategie, neuer Geschäftsleiter, neues Präsidium: Bildung Kaufleute Schweiz BIKAS – Trägerin des grössten Lehrberufs der Schweiz – ist schwungvoll ins neue Jahr gestartet. Im Gespräch: Adrian Haldemann und Bruno Schumacher, die beiden Co-Präsidenten von BIKAS.

Ein bekannter Talkmaster begrüsst seine Gäste jeweils mit der Frage: Wer bist du? Halten wir es gleich: Wer ist Bruno Schumacher, wer Adrian Haldemann?
Schumacher: Ich bin seit zwanzig Jahren im Bildungsbereich tätig, aktuell als Leiter Berufseinstieg bei der Schweizerischen Post. Mich fasziniert, wie sich junge Menschen im Rahmen der Lehre entwickeln. Das ist der Treibstoff für mein Engagement.
Haldemann: Ich leite seit acht Jahren das Ressort «Berufliche Grundbildung» der Bundesverwaltung. Die Berufsbildung ermöglicht jungen Menschen den Einstieg ins Arbeitsleben. Sie auf diesem Weg zu begleiten, bereitet mir viel Freude.

Sie haben Anfang 2024 gemeinsam das BIKAS-Präsidium übernommen. Was motiviert Sie?
Haldemann: Ich durfte als Vertreter der Branche «Bundesverwaltung» die Reform der kaufmännischen Grundbildung mitgestalten und habe die Entwicklung der neuen BIKAS-Strategie miterlebt. Jetzt ist vieles in Bewegung. Nun möchte ich die Strategie gemeinsam mit der Geschäftsführung, dem Vorstand und unseren Partnern umsetzen.
Schumacher: Während meiner Lehre wurde das KV totgesagt – jetzt ist es immer noch der meistgewählte Lehrberuf. Ich will dazu beitragen, dass das so bleibt. Adrian und ich werden uns als Co-Präsidenten «challengen». Das führt zu besseren Lösungen.

Das Präsidium besteht aus einem Vertreter der Bundesverwaltung und einem Vertreter eines bundesnahen Unternehmens. Wo bleibt die Privatwirtschaft, wo bleiben die KMU?
Schumacher: Gleich zwei Vorurteile gegenüber der Post … (lacht). Was die Privatwirtschaft betrifft: Wir erwirtschaften 86 Prozent unseres Umsatzes im freien Markt. Was die KMU betrifft: Der Post gehören viele KMU an. Ich kenne also auch die Situation kleiner Lehrbetriebe.
Haldemann: Auch in der Bundesverwaltung gibt es grosse Ämter und kleine Ämter. Die ticken unterschiedlich. Und ich habe die Lehre in einem KMU absolviert. Wir sollten das Berufsfeld als Ganzes im Blickfeld behalten.

BIKAS hat sich in den letzten Monaten neu aufgestellt: neuer Name, neue Strategie, neuer Geschäftsführer, neues Präsidium. Warum so viel Veränderung aufs Mal?
Schumacher: Das eine ergibt das andere. Wir hatten lange Konstanz, jetzt steht ein Generationenwechsel an. Es ist bestimmt kein Nachteil, wenn die neue Strategie mit neuen Köpfen umgesetzt wird. Wir bringen frischen Wind ins kaufmännische Berufsfeld.
Haldemann: Wichtig: Wir können auf ein solides Fundament aufbauen. Die Reform wurde gut aufgegleist, die neue Strategie eröffnet mehr Spielraum. Es wird aber nicht alles neu. Wir können im Vorstand auf das Know-how erfahrener Mitglieder zählen.

Welche Schwerpunkte will das neue Präsidium setzen?
Schumacher: Wir werden die Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern intensivieren. Das bedeutet, dass wir die Branchen eng in die Entwicklung des kaufmännischen Berufsfelds einbinden werden. Zudem wollen wir die Akteure der Berufsbildung bei der weiteren Umsetzung der Reform eng begleiten.

BIKAS beansprucht neu die Führungsrolle im kaufmännischen Berufsfeld. Was heisst das?
Haldemann: Wir wollen führen, nicht «nur» koordinieren, wie das der Name «Schweizerische Konferenz der kaufmännischen Ausbildungs- und Prüfungsbranchen» suggerierte. Die neuen Strukturen ermöglichen das. Neu sind die Dachorganisationen der Arbeitswelt im Vorstand vertreten. Wir sind also besser mit der nationalen Politik vernetzt und können unsere Anliegen gezielt einbringen.

Zur Reform: Was gibt es da noch zu tun? Der Bauer würde sagen: Der Mist ist gekarrt.
Haldemann: Noch nicht. Wir haben Standards definiert und Umsetzungsinstrumente entwickelt. Jetzt müssen wir die Erfahrungen aus der Praxis auswerten und wo nötig nachbessern. Und: Die Branchen müssen das Qualifikationsverfahren entwickeln. Dabei wollen wir sie unterstützen.
Schumacher: Auch die intensivere Lernortkooperation, welche die Reform fordert, muss etabliert werden. Das ist uns ein wichtiges Anliegen.

Kaufleute EFZ ist der meistgewählte Lehrberuf der Schweiz. BIKAS will das Berufsfeld noch attraktiver machen. Was gibt es da noch zu tun?
Schumacher: Grösse ist nicht gleich Attraktivität. Wir müssen dafür sorgen, dass der Beruf auf der Höhe der Zeit und anschlussfähig bleibt. Das ist eine permanente Aufgabe.
Haldemann: Die Arbeitswelt verändert sich immer schneller. Wir können uns keinen Reformstau leisten. Anstelle grosser Reformen streben wir permanente Anpassungsschritte an. Die neue Bildungsverordnung ermöglicht dies.

Wie wollen Sie die skizzierten Ziele erreichen?
Haldemann: Wir werden die Erwartungen der Stakeholder abholen und aufzeigen, welchen Spielraum wir für Veränderungen haben. Und wir werden transparent über alle Entscheidprozesse kommunizieren. Das schafft Vertrauen. Weiter wollen wir unsere Führungsrolle wahrnehmen und vorausschauend agieren.

Was möchten Sie am Ende Ihrer Präsidentschaft von sich behaupten können?
Haldemann: Wir haben BIKAS gut positioniert und gemeinsam Lösungen für das gesamte Berufsfeld gefunden.
Schumacher: Der Beruf ist auf die zukünftigen Anforderungen ausgerichtet und wurde partnerschaftlich weiterentwickelt.

Interview und Bild: Rolf Marti

 

Zu den Personen

  • Adrian Haldemann (45) ist seit 2015 Ressortleiter Berufliche Grundbildung bei der Bundesverwaltung. Nach der kaufmännischen Grundbildung bildete er sich zum Tourismusfachmann HF und zum Betriebsökonomen FH weiter. In der Bundesverwaltung ist er für die kaufmännische Ausbildungs- und Prüfungsbranche verantwortlich und übernimmt Aufgaben im Berufsbildungsmarketing sowie in der Aus- und Weiterbildung von Lernenden und Berufsbildenden. Adrian Haldemann war von 2016 bis 2023 Mitglied im Vorstand der OdA Berufsbildung ICT Bern, wo er das Ressort Finanzen leitete.
  • Bruno Schumacher (50) ist seit 2017 Leiter Berufseinstieg bei der Schweizerischen Post. Nach der kaufmännischen Grundbildung bildete er sich zum Betriebswirtschafter HF weiter. Danach folgte der Einstieg in die Welt der Berufsbildung innerhalb der Bankbranche. Bei der Berufsbildung Post ist er vom Marketing über die Gewinnung, die Ausbildung und die Begleitung der Lernenden bis zu deren Übertritt verantwortlich. Im Detailhandel engagiert sich Bruno Schumacher im geschäftsführenden Ausschuss der Berufsfachschule BDS. Zudem ist er Mitglied des Berufsbildungsrats des Kantons Bern.

Alle Meldungen