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Stimmen zu «Kaufleute 2022»

Was meinen Vertreterinnen und Vertreter der Berufsfachschulen und der Ausbildungs- und Prüfungsbranchen zum Reformprojekt? Die SKKAB hat an Informationsanlässen nachgefragt.

Rund 300 Fachpersonen aus Berufsfachschulen und kantonalen Berufsbildungsämtern wurden von Ende Oktober bis Mitte November 2019 im Rahmen von drei Informationsanlässen in Zürich, Lausanne und Bern über den Stand des Projekts «Kaufleute 2022» informiert. Dabei hatten sie Gelegenheit, sich im Detail mit dem Qualifikationsprofil zu befassen, Fragen zu klären und sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen.

In den letzten Monaten haben zudem drei Anlässe für die Vertreterinnen und Vertreter der kaufmännischen Ausbildungs- und Prüfungsbranchen stattgefunden. Diese Anlässe dienten der Information, der Abstimmung von Zwischenergebnissen, der Meinungsbildung sowie zur Planung von bevorstehenden Arbeiten der Branchen.

An den verschiedenen Veranstaltungen haben wir Statements zum Reformprojekt eingeholt. Für die Berufsfachschulen nehmen Daniela Bärtschi (bz emme), Peter Käser (WKS KV Bildung Bern) und Christine Wüscher (KV Schaffhausen) Stellung, für die Branchen Michel Fischer (Treuhand/Immobilien), Thomas Suter (Internationale Speditionslogistik) und Regula Züst (Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie).

Wo sehen Sie die Chancen des Projekts «Kaufleute 2022»?

«Der Beruf wird wettbewerbsfähiger, weil die Lernorte enger kooperieren. Und er wird attraktiver, weil die Lernenden aufgrund der Orientierung an Handlungskompetenzen den praktischen Nutzen ihrer Ausbildung besser erkennen.»

Daniela Bärtschi

Abteilungsleiterin KV Detailhandel, bz emme (Burgdorf)

«Das Projekt stärkt die Lernortkooperation, welche bisher zu wenig gelebt wurde. Zudem wird sich die Ausrichtung auf Handlungskompetenzen positiv auf die Motivation der Lernenden auswirken, weil sie das Erlernte direkt anwenden können.»

Christine Wüscher

Rektorin HKV Handelsschule KV Schaffhausen

«Die konsequente Ausrichtung auf Handlungskompetenzen ist auch eine Chance für die Berufsfachschulen. Wir können zeigen, dass wir als Pädagoginnen und Pädagogen fähig sind, junge Menschen optimal auf das lebenslange Lernen vorzubereiten.»

Peter Kaeser

Direktor WKS KV Bildung (Bern)

«Wir haben jetzt die Möglichkeit, die kaufmännische Grundbildung so zu gestalten, dass sie einerseits den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts gerecht wird, andererseits spannend und herausfordernd für die Lernenden bleibt. Gelingt uns das, wird es für die Betriebe auch in Zukunft attraktiv sein, Lernende auszubilden.»

Michel Fischer

Geschäftsführer OKGT. Branche: Treuhand/Immobilien

«Unsere Branche ist geprägt durch die Globalisierung und die rasant fortschreitende Entwicklung der MEM-Industrie. Mit dem Reformprojekt «Kaufleute 2022» haben wir die Chance, die kaufmännische Berufslehre handlungskompetenzorientiert auszurichten und unsere zukünftigen Fachkräfte auf die zunehmend digitalisierte Arbeitswelt vorzubereiten.»

Regula Züst

Projektleiterin Berufsbildung Swissmem. Branche: Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie

«Die Reform bringt einen Paradigmenwechsel. Erstens steht die Anwendungskompetenz im Zentrum der kaufmännischen Grundbildung, zweitens kann sie spezifischer auf einzelne Branchen ausgerichtet werden. Dadurch können wir den Betrieben eine attraktivere Lehre anbieten – was sich positiv auf die Ausbildungsbereitschaft auswirken wird.»

Thomas Suter

Stv. Direktor und Leiter Bildung Spedlogswiss. Branche: Internationale Speditionslogistik

Ab 2022 beginnt die Umsetzung. Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen?

«Jede Veränderung löst zunächst einmal Befürchtungen aus. Wir müssen also Überzeugungsarbeit leisten, um Widerstände zu überwinden. Eine weitere Herausforderung sehe ich im Faktor Zeit: Uns steht ein grosser Wandel bevor, und 2022 ist nicht mehr weit…»

Thomas Suter

Stv. Direktor und Leiter Bildung Spedlogswiss. Branche: Internationale Speditionslogistik

«Die grösste Herausforderung liegt darin, dass uns die Handlungskompetenzorientierung über alle drei Lernorte gelingt. Das wird die Berufsfachschulen wohl am meisten herausfordern, ihnen aber auch neue Möglichkeiten eröffnen.»

Regula Züst

Projektleiterin Berufsbildung Swissmem. Branche: Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie

«Wir müssen die Betriebe, die Berufsbildenden und die Dozierenden an den Berufsfachschulen und in den üKs für die Idee der Kompetenzorientierung gewinnen. Hier ist jede einzelne Branche gefordert.»

Michel Fischer

Geschäftsführer OKGT. Branche: Treuhand/Immobilien

«Die Lehrpersonen werden vermehrt zu Lernbegleiterinnen und -begleitern. An unserer Schule üben sie sich bereits heute in dieser Rolle, zum Beispiel im Projekt «Begleitetes Selbstorganisiertes Lernen – BGSOL». Es ist wichtig, als Organisation Erfahrungen zu sammeln und den Lehrpersonen frühzeitig Plattformen zu bieten.»

Peter Kaeser

Direktor WKS KV Bildung (Bern)

«Die Zeit bis zur Einführung ist knapp bemessen. Das wird mittlere Schulen vor Probleme stellen. Und: Die Reform wird an den Berufsfachschulen einen Kulturwandel bewirken. Jedes bisherige Fach muss künftig bezogen auf eine spezifische Handlungskompetenz unterrichtet werden. Wir müssen die Lehrpersonen durch Schulung darauf vorbereiten. Das kostet Geld und Zeit.»

Christine Wüscher

Rektorin HKV Handelsschule KV Schaffhausen

«Die Orientierung an Handlungskompetenzen führt zu einer Neugestaltung des Stundenplans – keine einfache Aufgabe, gerade für kleinere Schulen. Zudem kommt auf die Lehrpersonen ein Kulturwandel zu: Sie müssen vermehrt zusammenarbeiten. Toll wäre, wenn die SKKAB entsprechende Weiterbildungsmodule entwickeln würde.»

Daniela Bärtschi

Abteilungsleiterin KV Detailhandel, bz emme (Burgdorf)

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